

Ein Lebensweg voller Hoffnung und Liebe**
Jessi kam am 27. Oktober 2018 zu uns, und von Anfang an war sie ein Herzstück in unserer Mitte. Ihre Reise begann jedoch unter katastrophalen Bedingungen. Mehrere Monate verbrachte sie in der Quarantäne, wo sie oft vergessen wurde. Auf gerade einmal einem Quadratmeter lebte sie, eingesperrt auf einem kalten Betonboden, ohne Fenster und mit Licht nur zur Fütterungszeit. Die Einsamkeit und die Kälte waren ihre ständigen Begleiter, während das Bellen der anderen Hunde den einzigen Klang darstellte, der ihr Leben begleitete. In einer derartigen Einzelhaltung würden Menschen nicht einmal zwei Wochen überstehen, und doch blieb Jessi so unkompliziert und liebenswürdig. Ihr ausgeglichenes Wesen sicherte ihr wohl das Überleben bis zu ihrem Übergang in ein neues Leben am 26. Oktober 2018.
Die Escuraj, in der Jessi lebte, war seit Monaten überfüllt. Die großen Hunde benötigten die Zwinger, sodass die kleinen Hunde, wie Jessi, in improvisierte Quarantänezwinger gesteckt wurden – Einrichtungen, die eigentlich nur für ein paar Tage gedacht sind. Als Jessi endlich zu uns kam, war sie zu Beginn etwas scheu, was verständlich war. Nach all der Dunkelheit und Isolation musste sie sich nun an das Licht der Freiheit gewöhnen: Wärme, Sonne und Gras waren für sie völlig neu. Schritt für Schritt hielt sie tapfer durch. Es dauerte nicht lange, bis wir sie in den Garten trugen, einen ersten Schritt in ihr neues Leben. Stundenlang lag sie einfach nur da, genoss die Sonnenstrahlen auf ihrem Pelz, ließ sich verwöhnen und lauschte den Geräuschen der Natur.
Nach einigen Tagen fand Jessi den Mut, auch den Wohnraum hinter sich zu lassen und erlebte zum ersten Mal in vielen Jahren das Gefühl von Gras unter ihren Pfoten. Am 4. November 2018 wagte sie sich schließlich hinaus in die Welt außerhalb ihres Gartens und begann, diesen stolz zu verteidigen. Auch, wenn die Straße und offene Wege anfangs beängstigend waren, blühte sie im Wald auf. Auf den verschlungenen Pfaden der Isarauen trabte sie mit wedelnder Rute und erhobenen Kopf, erkundete neugierig alles um sich herum. Sogar fremde Menschen, die uns besuchten, konnte sie dazu ermutigen, sie zu streicheln – eine Geste des Vertrauens, die viel über ihren Charakter aussagt.
Laut ihrem Impfausweis wurde Jessi am 5. Februar 2011 geboren, was bedeutet, dass sie mehr als fünf Jahre in der Escuraj verbracht hat. Dennoch ist sie ein vorbildlicher Charakter, von dem jeder Mensch lernen kann. Ende Dezember fand Jessi schließlich ihre neue Familie, in der sie glücklich und zufrieden lebt – sogar mit einem Kampfkater, der ihr erst einmal erklärte, wer im Haushalt das Sagen hat.


Doch Jessis Geschichte endet nicht dort. Sie unterstützt ihre Besitzerin nun in der Arbeit mit traumatisierten Kindern und ist oft ein entscheidender Türöffner, der mit ihrem sanften Wesen Brücken baut und Vertrauen schenkt.
Jessi ist der lebende Beweis dafür, dass selbst nach harter Zeit in Gefangenschaft die Möglichkeit auf ein glückliches und erfülltes Leben besteht. Ihre Resilienz und ihr unerschütterlicher Lebenswille berühren alle, die sie kennenlernen dürfen.